Dass der westliche Teil Deutschlands den östlichen verunglimpft, kommt nicht selten vor. Dass der Westen sich über den Osten erhebt, ist fast schon Standard. Es scheint aber eher so, als hätte der westliche Teil die Demokratie nicht richtig verstanden. Den eine Gleichberechtigung und Gleichbehandlung gibt es schlicht einfach nicht. Der Anschluss an die BRD bedeute für den Ostdeutschen oft nichts Gutes. Der Raubzug der Treuhand war der Beginn der Leidensgeschichte für die Ostdeutschen. Bischofferode nur ein krasses Beispiel davon, selbst der Hungerstreik der Kalikumpels konnte die Schließung nicht verhindern. Diese krassen Beispiele waren keine Einzelbeispiele, wie mit dem eisernen Besen der Osten ausgekehrt wurde. Ein echter Anschluss war dies nicht und ist es bis heute nicht. Konkurrenz wurde so klein gehalten, im eigenen Lande, vernichtet und die Filetstücke herausgepickt. Der westliche Teil wollte Konsumenten, aber keine Konkurrenten. Der Raubtierkapitalismus schlug seine Blüten, Demokratie hätte wohl anders ausgesehen. Nach der Wende kamen die Glücksritter aus dem Westen, um sich hier eine goldene Nase zu verdienen. Der Ostdeutsche ist nicht selten in prekären Arbeitsverhältnissen gelandet, da die Wirtschaft im Osten am Boden lag. Schlechte Bezahlung oder kein Lohn, kein seltener Fall im Arbeitsverhältnis.
Bis heute ist nicht erkennbar, dass hier wirklich darauf abgezielt wird, den Osten mitzunehmen und die Gräben werden tiefer. Das ist aber kein Problem der Ostdeutschen, sondern die Siegermentalität des Westens. Die Gräben werden durch die Politik und Wirtschaft von der Regierung gegraben, nicht von den Bürgern. Das reißt auch die Tatsache nicht heraus, dass wir eine ostdeutsche Bundeskanzlerin und Bundespräsidenten hatten. Merkel hat die Probleme der Ostdeutschen ebenso wenig wahrgenommen, wie der ehemalige Bundespräsident Gauck, der Ostdeutschland als " Dunkeldeutschland "bezeichnete. Die oberflächliche Schönrednerei ohne Substanz hat beide Personen gerade in Ostdeutschland immer unbeliebter gemacht.
Bis heute gilt die Verfassung der BRD, in der Osten einfach mit eingebürgert wurde. Bedürfnisse und Befindlichkeiten des Ostens wurden bis heute ignoriert. Eine Anpassung oder Erweiterung der Verfassung wäre leicht durch Verfassungszusätze möglich gewesen, gemacht wurde nichts. Und das aus gutem Grund. Die Verfassung wird bald 75 und dies soll gefeiert werden. Wie kann aber der Ostdeutsche 75 Jahre Verfassung feiern, wenn er nur ein Teil mit erlebt hat? Hatte es Verfassungszusätze gegeben, könnte man das vielleicht anders sehen. Die Probleme gehen ja weiter, nur rein die Betrachtung, dass Führungspositionen im Osten auch von Ostdeutschen besetzt sind, eigentlich Fehlanzeige. Sie sind unter zwei Prozent unterrepräsentiert. Der Mangel ist es sicherlich nicht, gute Leute zu finden. Der politische Wille schon. Man will den Geist des Westens auch im Osten leben lassen, um eine eigene Identität zu verhindern. Der Ostdeutsche ist immer mehr entgeistert von der westlichen Demokratie, weil er sie schlicht und einfach nicht mitgestalten kann. Im Westen gibt es wohl gerade eine Universität, die von einer ostdeutschen geleitet wird. Das war es. Im Osten sitzt nicht ein einziges Dax – Unternehmen mit Hauptsitz. Noch Fragen? Man kann diese Litanei endlos fortsetzen, anhand des Schulsystems. Ein gut funktionierendes Schulsystem wurde den Erboden gleichgemacht und durch ein schlechteres ersetzt. Die Auswirkungen sind heute überall sichtbar. Wenn man nur schon alleine um den Sinn des grünen Pfeils als Ergänzung im Ampelsystem nachdenkt und dessen Diskussionen darüber, ob er abgeschafft werden sollte oder bundesweit eingeführt. Antwort, der grüne Pfeil ist eine gut durchdachte und sinnvolle Sachen. Kam aber aus dem Osten, deshalb müsste erstmal daran herumgedoktert werden, da alles, was aus dem Osten kommt, dem Westen fragwürdig erscheint.
Heute wundert man sich über den Osten, über seine Politikverdrossenheit und seine Protesthaltung. Hausgemacht von der politischen Kaste, die ihre Irrtümer bis heute nicht erkennt. Die AfD auf dem Vormarsch, warum? Bundeskanzler Scholz hat dies jetzt im Interview vorm Sommerurlaub noch einmal bekräftigt, er meint, bis zu den Wahlen haben sich die Wogen wieder geglättet und die AfD wird ihre jetzigen Spitzenumfragewerte nicht bestätigen, glaubt er. Welche Ignoranz und Arroganz. Es wird sich wie folgt abzeichnen, die Altparteien verbrauchen sich immer mehr und die AfD könnte zumindest im Osten der Wahlsieger werden und sogar das erste Mal einen Kanzlerkandidaten stellen. Dieses Wahlergebnis wird die Dinge auf den Kopf stellen. Und sollte es der AfD gelingen, bürgernahe Politik zu machen, wird sie weiter erstarken.
Zumindest ist eins Fakt, durch das verquere Gebäudesanierungsgesetz und Heizungsgesetz verabschiedet die Bundesregierung Regulierungen, die jetzt auch massiv den Westteil betreffen. Dies trägt dazu bei, dass auch der westdeutsche Teil ins Erwachen kommt, wenn der eiserne Besen auch hier durchs Land kommt. Forderungsanträge für Wärmepumpen gehen massiv zurück, jetzt schon. Die Politik kostet jetzt auch im Westen immer mehr Wählerstimmen, da auch hier die Unzufriedenheit wächst. Willkommen in der Einheit.
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